Freitag, 25. November 2016

Tibet: Lhasa- das Dach der Welt

Nach Tibet zu kommen ist heutzutage als Ausländer äußerst schwierig. Man braucht eine offizielle Genehmigung und diese kann nur von einem offiziellen Tourveranstalter eingeholt werden. Das bedeutet auch, dass man nach Tibet zur Zeit nicht individual reisen kann sondern nur mit einer Touristengruppe. Das macht das Ganze auch ziemlich teuer. Nach langem Überlegen habe ich mich dann doch dazu entschlossen diesen Ausflug zu buchen und darunter muss meine Reisekasse jetzt deutlich leiden. Tibet wird damit zum teuersten Ausflug den ich mir bisher auf meinen Reisen geleistet habe.
Früh am morgen gehts zum Flughafen. Das Abenteuer beginnt. Das erste mal seit langem bin ich wieder etwas aufgeregt. 2h lang fliegen wir über das Himalaya Gebirge. Dann Ankunft in Lhasa. Die Umgebung gleicht ehr einer Wüste. Schnee bedeckte Berge kann man hier nicht finden. So würde ich mir die Landschaft auf dem Mars vorstellen. Mit dem Tourbus werde ich abgeholt und dann zu meinem Guesthouse gefahren. Der erste Eindruck von Lhasa ist nicht unbedingt positiv. Die Stadt wirkt modern und kommerziell. Von Spiritualität ist wenig zu spüren. Mein Guesthouse ist sehr einfach. Nach einer kurzen Pause will ich Lhasa erkunden. Ja- heute darf ich hier sogar alleine rum laufen. Ich mache mich auf den Weg in die Altstadt und nachdem ich die Straße überquert habe tauche ich in eine völlig andere Welt ein. Ein Gewimmel von Leuten, die mich anschauen, als ob ich aus einer anderen Welt komme. Das ein oder andere mal werde ich mit "Hello" begrüßt aber oft werde ich einfach nur angestarrt. In diesem Ausmaß ist mir das noch nirgendwo passiert. Und dabei dachte ich eigentlich, dass westliche Touristen hier im Überfluss sein müssten. Immer wieder sieht man Menschen mit einer mobilen Gebetsrolle, welche unaufhörlich gedreht wird. An der nächsten Ecke finde ich eine echte Köstlichkeit- ein frittiertes Brot mit Fleisch Inhalt. Schmeckt wieder ähnlich wie Empanadas- die Welt ist doch garnicht so unterschiedlich wie man denkt. Dann biege ich ab und bin auf dem Hauptweg, der um einen Tempel herumführt. Alle Menschen verkehren hier nur in eine Richtung- im Uhrzeigersinn. Das gehört zum Buddhismus, Jeder Tempel, jede Stupa und jede Kapelle wird nur im Uhrzeigersinn umgangen, so auch der Jokhang Tempel. In eine andere Richtung zu gehen scheint unmöglich, und so schließe ich mich dem Fluss an. Menschen fallen komplett auf dem Boden um zu Beten, legen sich komplett flach hin. Ich fühle mich teils etwas unwohl an so einem heiligen Ort als komplett Ungläubiger. Eine halbe Umdrehung gehe ich mit, dann entweiche ich dem Strom und suche ein Restaurant auf. Frittierte Momos- super lecker. Das tibetische Essen hat schon jetzt viele Punkte bei mir gesammelt. Nach Einruch der Dunkelheit bricht auch die Kälte herein. Geschäfte schließen schnell und auch ich will mich bei dieser eisigen Kälte nicht mehr draußen herumtreiben. Der Abend endet früh in meinem Guesthouse, welche keine Heizung besitzt. Tief unter die Decke gegraben geht es schlafen.
Am nächsten Tag holt mich unser Guide Tinzin ab. Mit einem Bus fahren wir zu dem größten Kloster in Tibet- dem Deprung Kloster. Die Reisegruppe ist garnicht so klein. Zwei aus Singapur, ein älteres Ehepaar aus den USA, 5 Mexikaner, ein Chilene, eine Südafrikanerin, eine Tibeterin und ich. Also eine insgesamt super gemischte Gruppe. Das Englisch unseres Guides ist nicht das Beste, dennoch versucht er uns den Buddhismus näher zu bringen. Im Deprung Kloster leben heute noch ca. 400 Mönche. Alles ist im tibetischen Baustil gehalten und stammt aus dem 14. Jahrhundert. SChon beeindruckend dass das Meiste hier 600 Jahre alt ist. In den Kapellen sind Fotos nicht erlaubt, jedoch spürt man eine ganz besondere Stimmung. Der Geruch von geopfterter Yak Butter verdichtet sich, Gebete werden lauter. Es fällt schwer diese spezielle Atmosphäre, welche auch an den Ort gekoppelt ist, in Worte zu pressen. Ich fürchte man muss einfach da gewesen sein. Dann beobachten wir noch Mönche beim Philosophieren. Dabei steht der Fragensteller und der Antwortgeber sitzt. Unser Guide erzählt uns, dass sie darüber diskutieren was ewig ist und was nicht. Der Fragesteller fragt, ob der Himmel ewig sei und ob er auch existiere wenn er durch Wolken verdeckt sei. Interessant. Wir bekommen auch noch die Küche des Klosters und weitere Kapellen zu sehen. Viele goldene Buddhas sieht man hier, sowie auch Gräber von ehmaligen Dalai Lamas. Diese werden mumifiziert und dann hier oder in anderen Klöstern begraben. Dann kommt die Frage nach dem 14. Dalai Lama auf und die Miene des Guides versteinert sich. Leise erklärt er, dass Bilder des 14. Dalai Lamas und auch jedes Gespräch über ihn verboten sind. Die Südafrikanerin ergänzt, dass der 14. Dalai Lama im Exil in Indien lebt und aktiv gegen die chineschische Regierung redet. Wie in dem Zusammenhang auch erwähnt wird, wird unser Bus total überwacht. Es gibt zwei Kameras, die direkt zur Regierung streamen und angeblich auch versteckte Mikrophone. Was man hier sagt und tut sollte also wohl überlegt sein. Offenbar ist es in den Klostern mit der Überwachung ähnlich, denn jedesmal wenn wir eine kritische Frage stellen schaut sich der Guide um und wechselt das Thema. Etwas beängstigend.
Nahc dem Mittagessen besuchen wir den Jokhang Tempel, welchen ich am Vortag noch umrundet habe. Der Guide erwähnt, dass heute ein besonderer Feiertag sei, und deshalb besonders viele Leute den tempel besuchen würden. Und in der Tat, es ist mega voll. Vor dem Tempel befinden sich zwei Öfen, in welchen Tannen verbrannt werden, als religiöses Ritual. Der Platz vor dem Tempel wird eingehüllt im Rauch. Trotz der vielen Menschen oder gerade wegen der vielen Menschen tut sich auch hier wieder eine ganz spezielle spirtuelle Atmosphäre auf. Durch die Tunnel des Tempel quetscht man sich neben all den betenen Menschen. Die heutige Führung endet auf dem Dach des Tempels mit Blick auf den Potala Palast- ehmaliger Palast des Dalai Lama. Die Reisegrupper verliert sich schnell und ich streife noch ein wenig durch die Altstadt. Ich finde eine riesen Gebetsrolle, als ich etwas länger hineinschaue, erlärt mir eine alte Frau, was ich zutun habe. Ein Stück Schokolade aus einem Korb nehmen, es essen, die riesen Gebetsrolle drehen und dann im Uhrzeigersinn um sie herum gehen. Spannend. Danach esse zu Abend und verstecke mich in meinem warmen Bett.














































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